Für die Universität Siegen durfte ich zusammen mit meiner Kollegin M.A. Julia Kurz von der Universität Siegen ein Praxisseminar für Lehramtsstudenten entwickeln und unterrichten. Das Seminar trug den Titel: „Spielerisches Lernen – Lernen im Spiel | Ein Praxisseminar“ und fand im Wintersemester 13/14 statt.
In dem praktischen Seminar sollten die Studenten theoretisch und praktisch lernen, wie sie ihre zukünftigen Schüler mit Hilfe von Spielen und Gamification Elementen ausbilden konnten. Zu diesem Zweck entwickelten die Studenten in dem Seminar ihr eigenes Edu Larp – also ein Live Rollenspiel mit didaktischer Zielsetzung – und führten es durch. Zudem sollten die Studenten lernen, wirklich organisiert im Team zu arbeiten, ein Projekt sinnvoll zu strukturieren und es pünktlich fertig zu stellen.
Lernen im Spiel – Practice what you preach
Die meisten der Studenten hatten selber noch keine praktische Erfahrungen mit Larp oder Edu Larp. Deswegen ließen wir die Studenten nach einer theoretischen Einführung in der ersten Sitzung in der zweiten Sitzung unser mit dem deutschen Live Rollenspielpreis FRED ausgezeichnetes Edu Larp „Das Kreuz des Wotans“ spielen. So konnten die Studenten am eigenen Leib erfahren, wie es sich in einem Edu Larp lernt. Die Studenten schlüpften dabei selber in die von uns entworfenen Rollen und verhinderten so erfolgreich einen Bombenanschlag auf die Universität Siegen.
Um den Lehramtsstudenten das breite didaktische Spektrum von Edu Larp zu demonstrieren, mussten sie verschiedenste Aufgaben bewältigen. Dabei lernten sie klassische Hard Skills wie Mathe, Deutsch, Englisch oder Physik. Aber auch im Bereich der Soft Skills wurden sie vor große Herausforderungen im Bereich Teamwork und Sozialer Kompetenz gestellt.
Lehrveranstaltung „Lernen im Spiel – Spielerisches Lernen“
Dabei lag der Fokus der Veranstaltung vor allem darauf, dass die Studenten ihr eigenes Edu Larp entwickeln und durchführen sollten. Die Entwicklung und Durchführung eines Edu Larps ist eine anspruchsvolle und zeitintensive Aufgabe. Studenten sind in der Regel unerfahren beim entwickeln und umsetzen solch komplexer Projekte. Um bei den Studenten den Projekt-Gau zu verhindern, gaben wir ihnen einen strukturierten Fahrplan an die Hand:
Das sogenannte Game Organization Document (GOD) gliedert die Entwicklung eines Edu Larps in sieben Abschnitte:
- Constraints
- Projektplanung
- Lerninhalte
- Storytelling
- Äußerer Aufbau
- Game Design
- Dokumente, Materialien, Props, Fundus
In dem Dokument ist jeder der sieben Bereiche genauer erläutert. Es ist stichwortartig vermerkt, was in den jeweiligen Bereichen festgelegt werden muss.
Die Aufgabe der Studenten war es nun im fortlaufenden Kurs anhand des GOD ein sogenanntes Game Design Document (GDD) für ihr eigenes erstes Edu Larp zu entwickeln. In einem GDD ist dabei -vergleichbar mit einem Drehbuch – alles zum Ablauf eines Spiels fest gehalten.
Das erste eigene Edu Larp
Für die Entwicklung des GDDs für ihr Edu Larp, sollten die Studenten alle sieben Abschnitte des GOD nacheinander strukturiert abarbeiten. Demzufolge mussten sie als erstes alle Punkte des Abschnitts Constraints fest halten. Es galt die Zielgruppe, die Lerninhalte und alle anderen Rahmenbedingungen fest zu legen, bevor sie an das Design des eigentlichen Spiels gingen. Dabei war jeder der sieben Bereiche mit einer fixen Deadline versehen. So umgingen wir die klassischen Kinderkrankheiten von Studentenprojekten, dass alles bis zum letztmöglichen Zeitpunkt vor sich her geschoben wird und das Projekt letztlich nicht richtig fertig wird. Etwas das das sichere Scheitern bei einem Edu Larp bedeutet.
Anhand des GOD schafften die Studenten es tatsächlich im laufenden Semester ein wirklich gutes Edu Larp mit anspruchsvollen Lerninhalten zu entwickeln. Sie führten es schließlich in der vorletzten Sitzung erfolgreich durch.
Zu dem Seminar erschien auch ein Artikel. Auf deutsch im Sammelband „LARP: Kommunikation“ veröffentlicht und auf englisch im Knudepunkt Companion Book (ab Seite 42), wo er online gratis lesbar ist.